Die Geschichte der Gnadenkirche

Es begab sich zu der Zeit, dass die Evangelische Kirchengemeinde Essen-Borbeck so groß wurde, dass eine ausreichende Seelsorge der Gemeindeglieder ob der langen Wege nicht mehr zu gewährleisten war.

So war es dann die logische Folge, dass das Gebiet der kommunalen Stadtteile Dellwig, Frintrop und Gerschede (DFG), sowie östliche Teile des heutigen Oberhausen – welche damals noch kommunal zu Essen gehörten – ausgepfarrt und zu einer eigenständigen Kirchengemeinde wurden.

Die Errichtung der Gemeinde DFG erfolgte zum 1. Oktober 1893. Sofort wurde dann auch der verständliche Wunsch nach einer eigenen Kirche laut. Die Suche nach einem geeigneten Grundstück endete auf dem Donnerberg. Es wurde ein Grundstück von 7.236 Quadratmeter vom Landwirt Kauke erworben.

In der 7. Sitzung des Presbyteriums am 20.5.1894 wurde dann der Baubeschluss der Gnadenkirche gefasst. Wortlaut: „Es wird mit 2 gegen 2 beschlossen, den Bau von Betsaal und Pfarrhaus dem Unternehmer Hofstadt in Oberhausen zu übertragen.“

Die Grundsteinlegung erfolgte am 24. Juni 1894. Knapp ein halbes Jahr später wurde am 16. Dezember 1894 die Gnadenkirche – damals noch Betsaal genannt – eingeweiht. Im Frühjahr 1895 wurde auch das angebaute Pfarrhaus bezugsfertig. Die Baukosten betrugen gesamt 40.000 Mark. Das war für damalige Zeiten eine enorm hohe Summe.

Jüngere Geschichte und heutige Nutzung

Die heute vorhandenen Kirchenbänke sind noch im Original erhalten. Sie wurden in der Schreinerlehrwerkstadt der Gutehoffnungshütte Oberhausen hergestellt und gespendet. Die erste Orgel von der Firma Walcker kam 1896 hinzu. Die notwendige Windenergie wurde von hierzu angestellten „Balgentretern“ erzeugt.

Mit den Jahren wuchs nun die Gemeinde. Als Folge wurde 1915 im unteren Bezirk Dellwig die Friedenskirche mit ausreichender Kapazität gebaut. Der Einzugsbereich der Gnadenkirche und die Nachfrage der Gläubigen nach Gottesdiensten ließen auch bald die Gnadenkirche zu klein werden. So wurde im Jahr 1929 das Seitenschiff angebaut, sowie der heutige Turm errichtet und im Jahr 1930 fertiggestellt und eingeweiht. Dieser Grundriss ist bis heute unverändert.

Am Ostermontag, dem 26. April 1943, traf es dann die Gnadenkirche. Eine am Friedhof heruntergekommene Mine deckte das Dach ab und zerstörte Teile des Gebälks sowie die Orgel. Auch das anliegende Pfarrhaus hatte schwer gelitten. Der Knick im Zuganker der Gnadenkirche ist heute noch als Zeitzeuge sichtbar. Der Gottesdienst musste daraufhin in das im Tal gelegene Gemeindehaus verlegt werden.

Unmittelbar nach Ende des Krieges begannen die Aufbauarbeiten an der Gnadenkirche. Schon 1946 wurden neue Glocken beim Bochumer Verein bestellt, welche heute noch die Gemeindeglieder zum Gottesdienst einladen. Die wieder instand gesetzte Orgel nahm 1948 ihren Dienst auf. So tat die Gnadenkirche Jahrzehnte weiter ihren Dienst, unterbrochen nur von kleineren Schönheitsreparaturen. An der Grundsubstanz erfuhr die Kirche jedoch keine Maßnahmen.

Im Jahre 1988 wurde dann eine längst fällige Grundsanierung ausgeführt. Mauersanierung außen und Versiegelung des Mauerwerkes, neuer Fußboden innen, neue Prinzipalstücke, Aufarbeitung der Originalbänke, eine neue Orgel, neue Fensterscheiben, neuer Innenanstrich und Wärmedämmung des Seitenschiffes. Die Kosten lagen nahe bei 500.000 DM.

Eine Auffrischung des Innenanstriches erfolgte dann im Jahr 2000. Gleichzeitig wurde der Kirchvorplatz großzügig neu gestaltet. Für das Jahr 2016 war eine umfassende Renovierung geplant und das Dach komplett neu eingedeckt.

In der Zeit des Neubaus von Kirche und Pfarrhaus nannte man ein Pfarrhaus noch Pastorat genannt. Als „Anbau“ des Pfarrhauses erkennt man auf historischen Fotos den verhältnismäßig kleinen Neubau der Kirche mit kleinem Holz-Türmchen. Darin befand sich auch ein kleines Glöckchen. Die Kirche war ursprünglich nur als „Betsaal“ konzipiert und bekam erst durch den Presbyteriumsbeschluss vom 7. Juli 1914 den Namen „Gnadenkirche“.

Als Erster bezog Pfarrer Wilhelm Goecke mit seiner Familie das im Frühjahr 1895 bezugsfertige Pfarrhaus (bis 1931). Es folgten die Pfarrer Franz Poppe (bis 1968), Hans-Hermann Blettgen (bis 1979), Klaus Gal (bis 2009) und Fritz Pahlke.

Seit dem Jahr 2009 ist der Kirche keine Pfarrstelle mehr exklusiv zugeordnet. Heute liegt die Auslastung der Kirche bei über 100 Nutzungen mit 14-tägigen sonntäglichen Gottesdiensten, Taufgottesdiensten, Trauungen und Beerdigungen. Zudem ist die Kirche seit einigen Jahren als „verlässlich geöffnete Kirche“ zertifiziert, das heißt sie ist täglich geöffnet zur Einkehr, Besinnung und zum stillen Gebet.

Besondere Wertschätzung erfährt die Gnadenkirche auch dadurch, dass sie in die Liste der denkmalgeschützten Gebäude der Stadt Essen aufgenommen wurde.